Zum ersten Teil von "Teichl und Maifliege"
Wer mich kennt, hat es natürlich sofort erraten: Ich bin selbstverständlich weitergegangen. Einmal einen Entschluss gefasst, verfolge ich normalerweise stur mein Ziel. Auch wenn ich mir nicht wirklich sicher war das Richtige zu tun, wäre doch das Wasser schon so nah gewesen.
Aber andererseits war ja in der Entfernung schon mein Ziel zu sehen.
Nachdem ja bekanntlich alles ein Ende hat, war auch meine "gemütliche" Wanderung geschafft - ich war am Ziel angelangt. An der glasklaren, nicht allzu hohen Teichl.
Moment - wie war das? Glasklar?
In der Zwischenzeit hatte sich die Teichl eingetrübt und war am Steigen. An eine Schluchtdurchwanderung war nicht mehr zu denken. Selbst ein Sturkopf wie ich musste das erkennen. Ich kenne "meine" Teichl - es wäre einfach zu gefährlich gewesen.
Plan "B" musste her. Also habe ich anstatt der geplanten Trockenfliege einen Stimulator, gebunden von meinem guten Freund Mike, angeknüpft. Zum Glück habe ich mich wenigstens für eine Rute der Klasse 5, eine Gespließte Brunner "Gebetsroither Super" entschieden. Stimulator geht immer, so meine Devise. Allerdings nicht an dem Tag. Ein Wurf zu weit und der Stimulator hatte statt einer erhofften Forelle einen Strauch am anderen Ufer gefangen. Unrettbar verloren.
Inzwischen trübte die Teichl immer mehr ein, und der Wasserstand stieg wohl nur ganz langsam, aber dafür stetig.
Ganz kampflos wollte ich aber dann doch nicht aufgeben und habe mir einen anderen Zugang zum Wasser gesucht. Wenigstens ein tiefer gelegener Pool sollte doch noch befischbar sein.
Ich war an dem Tag das Klettern und das Wandern in Watausrüstung ohnehin schon gewöhnt.
Das Wasser stieg unaufhörlich, und trübte auch immer mehr ein, somit war nur mehr ein Fischen mit schwerer Nymphe möglich. Ein paar mutigere Schritte ins Wasser wurden sofort mit einem enormen Strömungsdruck quittiert. Einmal konnte ich gerade noch den "Rückwärtsgang" einlegen.
Ich hatte wohl ein paar schöne Bisse zu verzeichnen, und auch einen starken Fisch im Drill, aber das für mich ungewohnte Fischen mit schwerer Nymphe sorgte für eine "Gleichheit der Waffen", die die Fische stets für sich entscheiden konnten.
Dabei wären sie so schön nobel gefangen worden:
Eine Brunner "Gebetsroither Super" aus dem Jahr 1969 und darauf eine Hardy "Golden Souvereign". Nun, die Fische haben dafür wohl von Natur aus kein allzu großes Verständnis.
Was aber hat das jetzt alles mit Teichl und Maifliege zu tun?
"Hallo, guten Morgen!" "Ich hab sie doch jetzt nicht erschreckt?". Ganz auf die Angelei konzentriert und in mich versunken, hatte ich nicht mit Gesellschaft gerechnet und zuckte wohl merklich zusammen.
"Aber nein, gar nicht", antwortete ich höflich. Es stellte sich bei einer netten Plauderei - wir waren auch sehr rasch beim "Du" angelangt - mit dem anderen Fliegenfischer heraus, dass er extra für diesen einen Tag an der Teichl, aus Deutschland (er hatte eine Einladung) angereist war. Leider präsentierte sich der Fluss nicht von der freundlichsten Seite.
Nachdem an ein Weiterfischen im oberen Bereich ohnehin nicht zu denken war, bot er mir an, mich zu meinem Auto zu bringen. Gerne nahm ich an, ersparte ich mir doch so den mühsamen Rückweg, wieder bei den Rindviechern vorbei.
Beim Auto angelangt - der nette und hilfsbereite Fliegenfischer kannte diese Zufahrt nicht - stellte sich heraus, dass die Teichl in diesem Bereich noch gut befischbar war.
"Na Peter, da kannst du ja deinen Fliegenfischertag noch fortsetzen." "Das werde ich nicht tun, denn ich möchte dir zum Dank für's Bringen diesen Bereich überlassen. Ich kann ja immer hier fischen, und du sollst nicht umsonst angereist sein."
Wir plauderten dann noch eine kleine Weile, und ich gab ihm eine meiner Visitenkarten. Der nette Fliegenfischer gab mir dann noch seine Kontaktdaten. "Ich würde dich sehr gerne zur Maifliegenzeit an mein Gewässer einladen." Er bewirtschaftet bei sich daheim ein sehr bekanntes - ich nenne aus Rücksicht den Namen nicht - Gewässer, das zur Maifliegenzeit geradezu eine sensationelle Fliegenfischerei auf Bachforellen ermöglichen soll.
Somit gibt es - wenigstens für mich - eine Verbindung von Teichl und Maifliege. Und das auch noch Mitte September.
Fisch habe ich an dem Tag wohl keinen gefangen, aber dafür viel mehr als das nach Hause mitgenommen. Eine Einladung zum Fliegenfischen, von der viele nur träumen können, und das Gefühl von echter Kameradschaft, wie es sie unter Fliegenfischern noch gibt. Hätte ICH einen mir Fremden einfach so zu seinem Auto gebracht? In Zukunft werde ich das tun, weil so eine Geste für die Zukunft verbindet.
Ich freue mich schon jetzt auf die Maifliegenzeit.
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